Müller: “Wir wollen mehr Menschen erreichen, diesen großartigen Sport auszuprobieren”

Hofft auf personellen Zuwachs in allen Bereichen: Amboss-Präsident Christian Müller - Foto: Stephan Partisch/Footballpix.de

2022 steht der AFC Remscheid Amboss vor seiner dritten Saison in der NRW-Oberliga. Christian Müller, der 1. Vorsitzende des Vereins, spricht im Interview über den aktuellen Stand beim Amboss und blickt in die Zukunft. Zudem hofft Müller wieder mehr Menschen für den Football zu begeistern und so die Auswirkungen der Pandemie hinter sich und dem Verein zu lassen.

AMBOSS: Christian, der Amboss steht nach zwei Pandemie-Jahren vor der ersten vollständigen Saison seit 2019. Erzähl uns doch mal, wie der Stand beim Amboss aktuell ist und was in der Zeit so passiert ist?

Christian Müller: Die Pandemie kostet den Verein immer noch viel Kraft. Das Vereinsleben ist mit Sicherheit an seine Grenzen gekommen. Neu- und Quereinsteiger für den Football zu begeistern ist in Pandemiezeiten eine Herausforderung. Auch die  Sponsorensuche ist nach wie vor problematisch. Jeder konzentriert sich in dieser Zeit auf sich selbst. Dabei leisten wir als Verein einen großen gesellschaftlichen Dienst. Wir versuchen diese Situation anzunehmen und das Bestmögliche daraus zu machen. In dieser Zeit ist Gemeinschaft, Team und Loyalität mehr als zuvor gefragt. Das versuchen wir zu leben. Der Amboss entwickelt sich auch in dieser Zeit weiter und ist fester Bestandteil der Remscheider Sportwelt. Wir bieten Football und Cheerleading für alle Interessierten in der Region an und jede Unterstützung nehmen wir dankend entgegen.

AMBOSS: 2021 war vor allem für die Oberliga-Senioren ein Erfolg. Was denkst Du, waren die Gründe für die ausgeglichene Bilanz in einer Saison, die man punktgleich mit dem Tabellendritten abschließen konnte?

Müller: Keiner hat so recht gewusst, wo der Sport nach einem Jahr Pause, 2020, steht. Zum Teil war das Training nur online möglich oder in begrenzter Anzahl auf dem Sportplatz. Wir haben darauf gesetzt, das Coaching qualitativ hochzuhalten und uns auf die Nachwuchsarbeit zu konzentrieren. Dass wir uns auf eigene Kräfte verlassen können, hat uns die letztjährige Saison gezeigt. Die große Herausforderung wird neben der Qualität die Quantität sein. Wir wollen mehr Menschen erreichen, diesen großartigen Sport auszuprobieren.

AMBOSS: Vor wenigen Wochen kam es dann umso überraschender zu einem Trainerwechsel auf der Head-Coach-Position. Statt Carsten Weber wird die Mannschaft nun von Paolo Bizzarri in die Saison geführt. Was hat sich geändert? Wo liegen seine Stärken?

Müller: Die Entscheidung von HC Weber war für alle Beteiligten sehr überraschend. Wenn berufliche und familiäre Komponenten eine Rolle spielen, müssen wir das akzeptieren. In unserer aktuellen Entwicklung war es trotzdem ein Rückschlag. Wir waren in kürzester Zeit zum Handeln verpflichtet, bisherige Planungen mussten neu überdacht werden. Der Amboss ist sehr froh, dass Offensive Coordinator Paolo Bizzarri die Verantwortung für den Posten des HC übernommen hat. Coach Paolo ist ein sehr erfahrener Mann, der im Football schon viel erreicht hat. Er ist direkt, konsequent und ehrlich. Er ist nicht laut und verschwendet keine Worte. Was er sagt, hat Hand und Fuß. Er besitzt eine große Footballintelligenz und kann sie systemisch exzellent einsetzen. Er tut dem Team gut! Seine Coaching-Crew ist hochmotiviert und will mit ihm Spuren hinterlassen. Coach Patrick Giesa übernimmt die Verantwortung in der Defensive, ihm zur Seite stehen Sven Engelmann und Marc Schnabl. Paolo coacht die Offensive mit dem langjährigen Amboss-Coach Marcel Dorndorf und dem aus der zweiten Liga kommenden Coach Dirk Frei, vorher Langenfeld Longhorns. Jeder Coach ist sich bewusst, dass es dieses Jahr eine Mammutaufgabe ist.

AMBOSS: Die Gegner für die kommende Saison stehen fest. Wer sind die Favoriten und wo denkst Du, kann sich der Amboss ein sortieren?

Müller: Uns ist bekannt, dass die Krefeld Ravens und die Wuppertal Greyhounds intensiv in Importspieler investiert haben. Jedes Team hat je vier Spieler aus Übersee verpflichtet. Damit favorisieren sich diese beiden Teams und werden den Aufstieg für sich beanspruchen. Die Dortmund Giants, Münster Mammuts, Siegen Sentinels und die Aachen Vampires werden mit uns auf Augenhöhe spielen. Davon wollen wir mindestens zwei Teams hinter uns lassen.

AMBOSS: Marc Schnabl fällt nach einem Kreuzbandriss als einer der besten Defender des Rosters als aktiver Spieler aus. Was denkst Du, wer kann einen Schritt über sich hinaus in Offense und Defense machen, um das Saisonziel zu erreichen?

Müller: Marc wird uns als Linebacker-Coach weiterhin erhalten bleiben. Er ist ein großartiger junger Mann, auf und neben dem Feld. In der Defensive haben wir viele Talent aus der eigenen Jugendarbeit. Oskar Meyer wird genauso eine Rolle spielen wie Liam Hagemann oder Erik Hensch. Mit den Miotke-Brüdern Marwin und Tobias oder auch Veteran Sören Hecker haben wir erfahrenen Input aus Leverkusen und Langenfeld. Insgesamt zeichnet sich die Defensive durch Herz und Härte auf dem Feld aus. Man merkt es, wenn man gegen den Amboss spielt. Offensiv sind letztes Jahr die Sterne von RB Dennis Remmers und WR/RB David Engelmann aufgefangen. Beides Quereinsteiger aus dem Handballsport. Sie haben abgeliefert und mit Sicherheit werden sich da andere Spieler anschließen. Tom Schröder hat aus der der Jugend einen Partner auf der Quarterback-Position bekommen, Tobias Picard ist ein großes Talent. Beide werden sich gegenseitig beflügeln. Unter der Leitung von Paolo Bizzarri hat sich die Offensive großartig entwickelt und hat mit Sicherheit noch einiges in der Schmiede.

AMBOSS: Das heißt, dass der Amboss auch 2022 auf Importspieler verzichten wird?

Müller: Ja, das finanzielle Risiko können wir in dieser Situation nicht eingehen, das wäre unvernünftig. Auch wenn wir auf der ein oder anderen Position Verstärkung sehr gut gebrauchen könnten. Zudem steht der Fokus auf der Ausbildung heimischer Athleten und dem weiteren Aufbau unserer Jugendarbeit. Das Bedarf Geduld und Konstanz.

AMBOSS: Du reißt aktuell die Jugend an. Wie ist der Stand von U19 bis U10? Wie sind die Jugendteams durch die Pandemie gekommen?

Müller: Wir sind immer auf der Suche nach Neu-und Quereinsteigern. Die Kinder und Jugendlichen sind mit Abstand die Leidtragenden in der Pandemie. Verbote, Einschränkungen, fehlende Reize von außen haben viel Schaden angerichtet. Der Amboss bietet eine besondere Gemeinschaft: Football ist der ultimative Teamsport, “Einer für Alle und Alle für Einen” wird gelebt. Spaß, Respekt und Action sind garantiert. Die u10 und u13 boomen, dort haben wir die meisten Zugänge. Die u13 wird ab Mai in die Saison gehen. Unsere u16 hat eine Spielgemeinschaft mit Essen. Auch hier interessieren sich wieder mehr mehr Jungs für den Sport. Die u19 ist ein Sorgenkind – hier hat uns die Pandemie einen Genickschuss verpasst – wir wollen unbedingt die jungen Kerle zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr erreichen. Wir sind da im Neuaufbau. Wo sind all die verrückten Kids? Ihr könnt jederzeit dazustossen!

AMBOSS: Das heißt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um mit Football zu beginnen? Vielleicht die Euphorie des Super Bowls mitnehmen und einfach mal vorbeischauen? Was muss man mitbringen?

Müller: Jetzt ist es perfekt, um mit Football zu starten! Wir suchen Neu- und Quereinsteiger für alle Teams. Meldet Euch bei sport@remscheid-amboss.de. Ein gewisses Maß an positiver Beklopptheit kann sicherlich nicht schaden. Wer Spaß daran haben will, irgendwann einmal Menschen über den Haufen zu rennen, manchmal allerdings auch selbst über den Haufen gerannt zu werden, der kann eigentlich nicht alle Latten am Zaun haben. Es macht aber unfassbar viel Spaß, das könnt ihr glauben!

AMBOSS: Der Amboss ist nicht nur Football. Wie sieht es bei den Cheerleadern aus? Können sich die Footballer wieder auf Unterstützung von der Sideline verlassen?

Müller: Erfreulicherweise wächst die Cheerleader-Abteilung. Junge Menschen sind auch hier herzlich eingeladen, diesen großartigen Sport auszuprobieren. Unsere Trainerinnen Tatjana Dietz, Lena Flämig, Fee Brede und Talisa Kleinhans sind sehr engagiert und bieten im Cheerleading und Cheerdance kompetentes Training mit Spaß und Leidenschaft an. Dieses Jahr sollen endlich die ersten Wettkämpfe anstehen! Wir hoffen alle, dass es endlich funktioniert und uns der Virus keinen Strich durch die Rechnung macht. Auch die Verstärkung an der Seitenlinie wird es geben, genauso wie Choreoshows in der Halbzeit. Wir freuen uns sehr auf die Cheer-Squads! Wer Interesse am Cheerleading oder am Cheerdance hat, darf sich ebenfalls unter sport@remscheid-amboss.de melden